Ich fahre durch die Landschaft. Wann ruft er endlich an? Mein Handy liegt bereit auf dem Tisch, damit ich es jederzeit sehe und höre. Klar doch, er meldet sich! Am letzten Schultag vor den Ferien hat er mich nach meiner Handynummer gefragt und mir versprochen sich zu melden. Nun war es der vorletzte Ferientag und kein Anruf von ihm hatte mich erreicht. Was war das denn? Nicht mal eine Sms, mit jeglicher Erklärung warum er sich denn nicht persönlich am Telefon meldete. Einige Male hatte ich versucht ihn anzurufen, doch nur war die Mailbox angesprungen oder seine Schwester war ran gegangen. Zumindest meinte das, das Mädchen am Telefon. Immer war er etwa gerade duschen oder hatte sein Handy zuhause vergessen, wenn er mit Freunden weg war. Die Zugbegleiterin fragt mich, ob alles in Ordnung sei. So ziemlich nichts ist in Ordnung gerade in meinem Leben. Ich erhoffte mir, die Liebe des beliebtesten Jungen der Stufe zu bekommen, der mich nach meiner Handynummer fragte und meinte er würde sich melden und dabei wusste ich doch, dass er alle Mädchen dieser Welt nur ausnutzte. Drei Jahre lang war er mit dieser Sabrina aus der 9. Klasse zusammen gewesen. Der Altersunterschied der beiden schien keinen zu stören. Immerhin war sie zwei Jahre älter als er. Doch jetzt hatte Sabrina gemerkt, dass es noch Jungs in ihrer Altersklasse gab, die doch noch um einiges besser aussahen, als irgendein zwei Jahre jüngerer Typ. Ich glaube er litt noch sehr unter der Trennung, weshalb er einfach andere Mädchen nach deren Handynummer fragte um Sabrina eifersüchtig zu machen. Und während ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass er wirklich nicht so toll war. Eigentlich war er wirklich ein mieses, armseliges Schwein. Ich stehe auf um auf die Toilette zu gehen. Da kommt mir auf dem Gang ein Junge entgegen. Woher kenne ich den nur? Da kommt er auch schon direkt auf mich zu und hebt die Hand zur Begrüßung. „Hey, was machst du denn hier?“ Wer verdammt noch mal war dieser Junge? Ich musterte ihn. Und da machte es bei mir „Klick“. Es war Corbin aus meiner Parallelklasse! „Hey, ich? Ach, ich fahre nach Hause und du? Was machst du hier?“ „Ich denke mal das Gleiche wie du“, er grinst mich an. Mir ist noch nie aufgefallen was für ein wunderschönes Lachen er hat. Seine kleine Zahnlücke zwischen den vorderen Schneidezähnen ist unendlich süß und macht sein lachen so aus. „Ich wollte eigentlich zum Restaurant“ ,meint Corbin. „Ich sitze da. Also hier gleich in Richtung Restaurant. Wenn du Lust kannst du dich zu mir zu setzten?“ „Klar, gerne. Ich hole mir nur schnell einen Kaffee, soll ich dir auch einen mitbringen?“ Ich nicke und er verschwindet Richtung Restaurant. Ich setze mich wieder auf meinen Platz und nach einiger Zeit kommt Corbin mit zwei Kaffeebechern wieder. Er setzt sich zu mir. Er grinst wieder. „Ich mag dich sehr, Lavinia.“ Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht steigt. „Aber, aber, aber wir kennen uns doch kaum...?“ Er grinst wieder. „Schade. Du erinnerst dich nicht mehr an mich?“ Langsam schüttele ich den Kopf. „Wir haben im Kindergarten immer zusammen gespielt. Wir wollten heiraten und zusammen viele Kinder bekommen. Du meintest auch immer, dass unser Spiel „Vater, Mutter, Kind“ eine Gute Vorbereitung für die Zukunft sei. Unser Kind hat immer Nina gespielt. An sie kannst du dich doch bestimmt noch erinnern?“ Natürlich, Nina ist meine Beste Freundin. Sie könnte ich niemals vergessen. Ich muss lachen. All die Jahre haben Nina und ich heraus finden wollen, wer damals der Junge im Kindergarten war ,mit dem wir immer gespielt haben. „Aber eines haben wir damals vergessen.“ Und bevor ich antworten konnte beugte sich Corbin zu mir herüber und küsste mich. Zum allerersten Mal spürte ich ein kribbeln in meinem Bauch. Ich hatte ihn endlich gefunden. Corbin.
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